Narren hoch zu Ross ‒ Ross und Reiter in der Fastnacht
Narren hoch zu Ross ‒ Ross und Reiter in der Fastnacht
Künstliche Tiere mit Scheinreitern gehören seit Jahrhunderten zum festen Bestand des fastnächtlichen Treibens. Urform dieser närrischen Reiterei ist das Steckenpferd. Seit der Frühen Neuzeit etablierte sich für festliche Maskeraden eine Variante, bei der ein Stab mit Pferdekopf und Zaumzeug mit einem tragbaren Holzgestell kombiniert wurde. Der vermeintliche Reiter trug das mit einem Überwurf verkleidete Gerüst am Körper. Die Illustrationen in den Nürnberger Schembartbüchern des 16. Jahrhunderts zeigen anschaulich diese Form berittener Narren auf verschiedenen Tierattrappen.
In Altdorf/Weingarten wurden im Jahr 1825 erstmals „Fasnetsbutzarössle“ erwähnt. Im 19. Jahrhundert zogen die Rösslereiter vor allem als gabenheischende Fastnachtsverkünder durch Straßen und Wirtschaften. Nepomuk Walser (1816‒1886) trat zwischen 1837 und 1875 als Reiter in französischer Generalsuniform auf; regionale Bekanntheit erlangte er durch seine gereimten Narrensprüche. Diese Montur wurde 1975 bei der Wiederbelebung des Generalsrössles durch den engagierten Fastnachter Jürgen Hohl übernommen ‒ stilecht mit quer getragenem Napoleonshut sowie mit Stiefeln und Steigbügeln über dem Pferderücken. Die beiden Treiber tragen ebenfalls französische Uniformen. Als närrischer Kontrapunkt sind alle drei mit Plätzlerhosen in den Stadtfarben Rot und Weiß bekleidet.
Als Paradebeispiele ihrer Gattung sind die Rottweiler „Rössle“ mit ihren Treibern weit über die schwäbisch-alemannische Fastnacht hinaus bekannt. Im Gegensatz zu Rottweil gibt es in der Fastnachtshochburg Villingen keine umtriebigen Rössle. Hier führt der Narrovater hoch zu Ross den historischen Umzug am Fastnachtsmontag an, in der Hand die altehrwürdige Fahne der Historischen Narrozunft (heute eine Nachbildung des Originals von 1882). Der Narrovater trägt das stadttypisch bemalte weiße Häs mit opulentem Kragen, dazu zwei paarweise gekreuzte Riemen mit Bronzerollen. Seine Scheme ist ein Einzelstück; sie ziert ein schmaler Schnurrbart. Das Pferd ist entsprechend mit einer langen, weißen, mit den traditionellen Motiven verzierten Schabracke geschmückt.
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