Blumenkinder der Fastnacht

Die schwäbisch-alemannische Fastnacht ist keine Modenschau ‒ was nicht heißt, dass die Narren auf modische Accessoires verzichten würden. Man denke nur an die im späten 19. Jahrhundert beliebten Tiroler- oder Türkenfiguren auf den Kleidern der Weißnarren. Blumen- und Pflanzendarstellungen, realistisch oder stilisiert, gehören ebenfalls zu den klassischen Motiven. Vielerorts wird auch das (Haar-)Kränzchen, der Übergang zwischen Larve und Kopfstück des Narrengewands, mit floralen Elementen geschmückt ‒ eine Sitte, die auf die Frisurenmode des Rokoko Bezug nimmt.

Der traditionelle Bräunlinger Stadthansel ist mit seiner freundlichen, schmalen Glattlarve und dem üppigen Kränzle aus künstlichen Blumen und Früchten, mit Federn und bunten Bändern, ein typisches „Blumenkind“ der Weißnarren auf der Baar. Blumen- und Fruchtmotive zieren auch den Gürtelbereich der Hose, die Außenseiten der Ärmel sowie den Kragenteil der Kappe. Ihr heutiges Aussehen erhielt die im Kern viel ältere Hauptfigur der „Brülinger Fasnet“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2006 wurde übrigens nach alten Vorbildern die Figur des Blumennarren wiederbelebt, dessen Gewand ausschließlich mit fantasievollen Blumenmustern bemalt ist.

Der Wolfacher Röslehansel trägt seinen namengebenden Blumenschmuck, ein Rosenornament, direkt auf der Stirn. Manche vermuten in dieser in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht außergewöhnlichen Dekoration das Werk eines Schwarzwälder Uhrenschildmalers. Unter Rückgriff auf eine museale Maske aus der Zeit um 1760 und auf Gewandreste aus dem 19. Jahrhundert schuf der Wolfacher Erznarr Josef Krausbeck Anfang der 1960er-Jahre eine Art Bajazzofigur. Der spitz zulaufende Hut wird ebenso wie das weite, zweiteilige Gewand aus Rohleinen gefertigt und ist mit roten Stoffrosetten (Rosen) besetzt, in deren Mitte kleine Metallschellen genäht werden. Ein weißer Rüschenkragen, die im Schwarzwald typischen Strohschuhe und eine Konfettispritze komplettieren die Ausstattung. Seit 1975 gibt es den Röslehansel auch in einer schwarz-weißen Variante.