Fastnacht ‒ gefeiert wird nicht nur zu Hause
Fastnacht ‒ gefeiert wird nicht nur zu Hause
Heimat und weite Welt ‒ zwischen diesen beiden Polen bewegt sich im wörtlichen Sinne die Schömberger Fastnacht mit ihrem unverwechselbaren „Bolanes“. Dabei ist die choreografisch anspruchsvolle Tanzvorführung der Schömberger Narren selbst ein Importgut in der Fastnachtstradition.
Der Überlieferung nach brachte der Schmied Johann Wuhrer um 1900 die Polonaise von seiner Walz aus Frankreich zurück in seinen Heimatort. Dieser Tanz erfreute sich in Europa im gesamten 19. Jahrhundert auf festlichen Bällen besonderer Beliebtheit. Als Wuhrer 1908 bei der Gründung der Schömberger Stadtkapelle deren erster Dirigent wurde, dürfte der „Bolanes“ zu seinem Repertoire (an der Fastnacht) gehört haben. Seither „jucken“ am Fastnachtssonntag, -montag und -dienstag unter der Führung der beiden Husaren Fransenkleidle und Fuchswadel, gefolgt von weiteren „Maschgera“, zur Musik des Schömberger Narrenmarsches über den Marktplatz.
Daran hat sich seit den 1920er-Jahren, in denen die Schwarzweiß-Aufnahme entstand, wenig geändert. Neu aber war im Februar 2001 der Aufführungsort. Auf Einladung der gerade eröffneten Vertretung des Landes Baden-Württemberg in Berlin tummelten sich rund 150 Narren aus 20 verschiedenen südwestdeutschen Zünften „Unter den Linden“ und sogar unter der Glaskuppel des Reichstags ‒ die Schömberger standesgemäß in kunstvoll verschlungener Tanzreihe.
Ein symbolischer Auftritt: Die traditionelle Ortsfastnacht ist nicht nur Ausdruck einer unverwechselbaren lokalen Identität. Zugleich versteht sie sich heute im Rahmen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht als Teil der europäischen Kulturlandschaft.
Narrenzunft Schömberg: Bolanes in der Reichstagskuppel, Berlin 2001
Narrenzunft Schömberg: Polonaise, 1920er-Jahre
Bildnachweis: Zentralarchiv der VSAN
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