Närrischer Wohlklang: Glocken, Schellen, Rollen
Närrischer Wohlklang: Glocken, Schellen, Rollen
Der rhythmische Klang von Glocken, Schellen oder Rollen begleitet im Süden und Südwesten die Narren durch die Fastnachtstage. Von theologischer Seite wird in diesem Zusammenhang gern auf den Apostel Paulus im ersten Korintherbrief verwiesen, nach dem der Mensch ohne Nächstenliebe nur ein „tönendes Erz“ oder eine „klingende Schelle“ ist. Doch aus dem ungezügelten Lärm der Narren als Kontrapunkt zur gottgefälligen Musik hat sich ein vielfältiges Spektrum närrischen Wohlklangs entwickelt.
Die regional verschiedenen Bezeichnungen bedürfen einer instrumentenkundlichen Erläuterung. Als Glocken (mundartlich „Schellen“) werden nach unten offene, kelchförmige Gefäße, zumeist aus Metall, bezeichnet, die mit einem Klöppel von innen angeschlagen werden. Die Bandbreite reicht von den großen Kuhglocken in den alpinen Bräuchen bis zu den kleinen Glocken des Wilflinger Schellnarren. Schellen im eigentlichen Sinn („Rollen“) sind dagegen geschlossene Rasselkörper. Sie bestehen aus zwei verschweißten Halbschalen aus Metall mit einem Klangschlitz an der Unterseite und einer kleinen Metallkugel im Inneren. Die Herstellung aller Klangkörper, ob gegossen oder geschmiedet, erfordert spezielle, heutzutage selten gewordene Handwerkskenntnisse.
Seit dem Spätmittelalter entwickelte sich der Schellenbesatz auf der Kleidung zu einem festen Bestandteil der Narrentracht. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht sind es vor allem die Weißnarren, zu deren Häs mehrere (paarweise getragene) Glocken- bzw. Schellenriemen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 25 kg gehören. „Leichtgewichte“ sind dagegen die Fransennarren und alle Spielarten von Schalksnarren mit kleinen Einzelschellen als Kostümbesatz.
Der „Halbschwarze“ aus Schömberg ist eine Einzelfigur, bei der verschiedene Elemente der überlieferten Narrenkleidung kombiniert sind. Maske und Häs sind vertikal schwarz-weiß geteilt ‒ das sog. Mi-parti gilt ebenfalls als Narrentracht ‒ und mit Fleckle, aufgenähten Stoffrosetten in Rot, Weiß und Schwarz, besetzt. Dazu trägt er ein Paar über der Brust gekreuzte Lederriemen mit leichten Rollen in unterschiedlichen Größen.
Ein schöner Hingucker. Da wünscht man sich doch gleich, den närrischen Wohlklang hören zu dürfen!