Exempel in Corona-Zeiten: Das Hechinger Pestmännle wird überwunden

 

 

Exempel in Corona-Zeiten: Das Hechinger Pestmännle wird überwunden

 

In Sagen und Bräuchen spiegeln sich mitunter Erinnerungen an die großen Epidemien vergangener Jahrhunderte. In die schwäbisch-alemannische Fastnacht haben derartige Seuchen-Reminiszenzen auch Eingang gefunden.

Zum 50-jährigen Jubiläum der Carnevalsgesellschaft Narhalla Hechingen ‒ der heutigen Althistorischen Narrenzunft Narhalla Hechingen ‒ fand am Fastnachtsdienstag des Jahres 1927 die Uraufführung eines Narrenspiels statt, das dem „Geiste unseres Landsmannes Abraham a Santa Clara“, des berühmten, bei Meßkirch geborenen Barockpredigers, gewidmet war. 90 Jahre später, am 28. Februar 2017, wurde die Originalfassung wieder aufgenommen.

In Anspielung auf eine Sage, die Bezug nimmt auf die große Pestepidemie um die Mitte des 14. Jahrhunderts, wird Gericht gehalten über das Pestmännle, den Bösewicht, der die bereits gebannte Seuche erneut entfacht hat. Schwarz gekleidete Butzen mit hohen Hauben, Stoffmasken (seit 1997 Holzmasken) und weiten Gewändern führen den Übertäter mit seinem von Pestbeulen entstellten Gesicht in Ketten vor. Nach kurzer, in Versform vorgetragener Gerichtsverhandlung erhält das Pestmännle seine gerechte Strafe. Dem Text des Narrenspiels folgend, wurde ursprünglich eine Strohpuppe gevierteilt. Heute findet eine symbolische Hinrichtung durch das Schwert statt. Mit der anschließenden Verbrennung des Pestmännles in Gestalt einer überlebensgroßen Strohfigur auf dem nächtlichen Hechinger Schlossplatz endet die Fastnacht.

Schon zuvor war „alljedes Uebel“ wieder sicher eingeschlossen worden. ‒ In diesem Sinne gilt (nicht nur) für alle Narren der Wunsch: Gesund bleiben oder gesund werden!

2020-03-28T11:42:50+01:0028. März 2020|

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