Als die Einladung der deutsch-schweizerischen Narro-Altfischerzunft 1386 Laufenburg zur Herbstarbeitstagung der VSAN im Oktober 2020 erging, begannen gerade die Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie. Und dann das schier Unfassbare: „Erst zum dritten Mal seit 1914 ist die Laufenbrücke vollkommen gesperrt“ ‒ so titelte der Südkurier am 16. März. Nur in den beiden Weltkriegen war die symbolträchtige Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen auch für Radfahrer und Fußgänger unpassierbar.

Dabei ist gerade die Stadt Laufenburg am Rhein, seit dem Frieden von Lunéville im Jahr 1801 zwischen der Markgrafschaft Baden und der damals als „Helvetische Republik“ bezeichneten Schweiz geteilt, ein lebendiges Symbol für grenzenlose Narretei geworden. Nach dem Ersten Weltkrieg und den darauffolgenden Fastnachtsverboten wurde im Spätjahr 1924 das jahrhundertealte gemeinsame Zunftleben neu geordnet und den politischen Gegebenheiten angepasst. Seither wird die Narro-Altfischerzunft 1386 Laufenburg zwar getrennt verwaltet, aber in jährlichem Wechsel vom Zunftmeister der Mehreren (in der Schweiz) bzw. der Minderen (in Baden) repräsentiert. Auf badischer Seite wirkten im November 1924 Laufenburger Zunftvertreter bei der Gründung der späteren Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte mit.

Die Pandemie des Jahres 2020 hat selbstverständliche Gemeinsamkeiten in Frage gestellt. Die traditionelle Herbstarbeitstagung der VSAN in Laufenburg wurde auf Beschluss des Geschäftsführenden Präsidiums kurzfristig abgesagt. Schon Ende September 2020 sprachen sich die verantwortlichen Verbände gegen (über)regionale Fastnachts-Großveranstaltungen aus. Inzwischen stehen auch andere überkommene und lieb gewordene Brauchformen mit Hinblick auf die epidemische Entwicklung im Winter 2020/21 auf dem Prüfstand. Doch als Brauch kann die schwäbisch-alemannische Fastnacht nicht einfach abgeschafft werden, ebenso wenig der rheinische Karneval. Es bleibt die Hoffnung, dass die Fastnacht mit variablen, kreativen und innovativen Formen ihre menschen- und länderverbindende kulturelle Kraft einmal mehr unter Beweis stellen kann.