Datum und Termine
Zeitfenster von 35 Tagen
Nachdem die Fastnacht wohl schon wesentlich ältere Vorgängerfeste am Übergang vom Winter zum Frühling hatte und möglicherweise auch Festivitäten zur Jahreswende des römischen Kalenders als Vorläufer gelten dürfen, bewegt sie sich im christlichen Jahreslauf in der Zeitspanne zwischen Anfang Februar und der ersten Märzwoche. Ihr Datum ist nicht fix, weil der Beginn der Fastenzeit vom jährlich wechselnden Ostertermin abhängt, der bis zu 35 Tagen schwanken kann. Dementsprechend verschiebt sich auch jeweils der Aschermittwoch. In den einst sehr beliebten Monatsbildern, mit denen man die Charakteristika der einzelnen Monate visualisierte, wurde für das Februarbild daher meist ein fastnächtliches Motiv gewählt. So auch von Matthäus Merian 1622, der als das herausragende Ereignis des „Hornung“, also des Februars, ebenfalls das Fastnachtstreiben sah.
Monatsbild Februar. Radierung von Matthäus Merian, aus: Die zwölf Monate mit Versen, Aubry, Straßburg 1622, Radierung, 13,7 x 17,1 cm (Blatt) Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Inventar-Nr. MMerian AB 3.96
Abhängig vom Ostertermin
Unter der Herrschaft von Kaiser Konstantin I., hier sein Porträtkopf von einer Kolossalstatue, legte das Konzil von Nicäa im Jahr 325 in Anlehnung an den jüdischen Mondkalender den Ostertermin auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond fest. Das bedeutete, dass das Osterdatum je nach Lage des Vollmonds in einem Zeitfenster von 28 Tagen, also einer Mondphase, und 7 weiteren Tagen pendeln konnte. Und im gleichen Maße beweglich waren damit auch alle von Ostern abhängigen Termine: der Beginn der vorösterlichen Fastenzeit ebenso wie die Daten der nachfolgenden Feste Christi Himmelfahrt am 40. Tag und Pfingsten am 50. Tag nach Ostern. Das Kirchenjahr ist also bis heute „lunisolar“, das heißt teils an der Sonne, teils am Mond orientiert. Die fixen Daten des Weihnachtsfestkreises sind sonnenabhängig, die beweglichen Daten des Osterfestkreises richten sich nach dem Mond. Dementsprechend fällt auch die Fastnacht jedes Jahr auf ein anderes Datum.
Constantin d. Gr. (270/88 – 337), Kopf einer Kolossalstatue, Rom, Kapitolinische Museen
Erläuterungen zum Jahreszyklus
Die Animation zeigt die unbeweglichen und die beweglichen Feste und Festzeiten des christlichen Jahreslaufs. Da der Ostersonntag seit dem Konzil von Nicaea (325 n. Chr.) auf den Sonntag nach dem Frühlingsvollmond terminiert ist – wenn letzterer auf einen Sonntag fällt, ist Ostern am Sonntag danach, beträgt das Zeitfenster für den Ostertermin 35 Tage, nämlich die Dauer einer Mondphase von 28 Tagen plus maximal 7 weitere Tage. Ostern kann somit nicht vor dem 22. 03. und nicht nach dem 25. 04. sein. Am mobilen Ostertermin orientieren sich die ebenfalls mobilen Daten von Fastnacht, Himmelfahrt Pfingsten und Fronleichnam.
Frühestmöglicher und spätestmöglicher Termin der beweglichen Feste:
Rosenmontag | (= 48. Tag vor Ostern) | 02.02. – 08.03. |
Aschermittwoch | (= 46. Tag vor Ostern) | 04.02. – 10.03.* |
Ostersonntag | – | 22.03. – 25.04. |
Himmelfahrt | (= 40. Tag nach Ostern) | 01.05. – 04.06. |
Pfingsten | (= 50. Tag nach Ostern) | 11.05. – 14.06. |
Fronleichnam | (= 60. Tag nach Ostern) | 21.05. – 24.06. |
Die Datumsangaben beziehen sich aufs Normaljahr. In Schaltjahren gilt für die Daten vor dem 29. Februar, da diese vom Ostertermin rückwärts gerechnet werden müssen, die Formel n plus 1.
Während also der früheste Rosenmontagstermin im Schaltjahr nicht der 02. 02., sondern der 03. 02. ist, bleibt der späteste Termin für Rosenmontag weil nach dem 29. 02., immer der 08. 03. Auf das Zeitfenster von Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam wirkt sich das Schaltjahr nicht aus, da
sie alle nach dem 29. Februar liegen.
Obwohl die Fastenzeit 40 Tage umfasst, ist der Aschermittwoch nicht der 40. sondern der 46. Tag vor Ostern. Dies erklärt sich dadurch, dass nach einer Regelung der Synode von Benevent (1091) die 6 Sonntage vor Ostern nicht als Fasttage gelten und somit der Fastenanfang 6 Tage früher liegt. In
einigen wenigen Regionen und Bistümern, in denen die Regelung von Benevent keine Anwendung findet und die Sonntage ebenfalls als Fasttage zählen, beginnt das Fasten folgerichtig 6 Tage später. Dementsprechend wird dort auch die Fastnacht eine Woche später gefeiert. Beispiele hierfür sind
etwa die „Alte Fastnacht oder „Bauernfastnacht“ im Raum Basel oder der „Ambrosianische Karneval“ im Bistum Mailand, dessen angeblich auf den heiligen Ambrosius zurückgehende Liturgie der vorbeneventinischen Fastenpraxis folgt.
Gelb im Schema:
Alle Termine, an denen (regional unterschiedlich) fastnächtliche oder fastnachtsähnliche Bräuche ausgeübt werden, sind durch die Farbe Gelb hervorgehoben.
Fastnachtsbeginn am Donnerstag
Die Fastnacht erstreckt sich mit ihren Kerntagen auf eine knappe Woche. Ihr erster Tag ist der Donnerstag vor Aschermittwoch, an dem nochmals geschlachtet und im Fett gebacken wurde, weshalb er im schwäbisch-alemannischen Raum der „schmotzige Donnerstag“ (von „Schmotz = Fett“) heißt. Er bildet in vielen Orten den Auftakt und ist im Hegau-Bodensee-Gebiet sogar der Haupttag der Fasnet. In Waldshut am Hochrhein sind an diesem Termin die „Geltentrommler“ unterwegs, weißgekleidete Männer mit mehlgeweißten Gesichtern, die mit Kochlöffeln auf einen umgekehrten Holzzuber trommeln und lautstark den Beginn der Fasnet verkünden. Im Rheinland ist der Donnerstag als „Weiberfastnacht“ bekannt, weil an ihm das Frauenrecht gilt.
Schmotziger Donnerstag: Geltentrommler in Waldshut, Foto: Ralf Siegele, www.ralfsiegele.de
Fastnachtsbeginn am Donnerstag
Die Fastnacht erstreckt sich mit ihren Kerntagen auf eine knappe Woche. Ihr erster Tag ist der Donnerstag vor Aschermittwoch, an dem nochmals geschlachtet und im Fett gebacken wurde, weshalb er im schwäbisch-alemannischen Raum der „schmotzige Donnerstag“ (von „Schmotz = Fett“) heißt. Er bildet in vielen Orten den Auftakt und ist im Hegau-Bodensee-Gebiet sogar der Haupttag der Fasnet. In Waldshut am Hochrhein sind an diesem Termin die „Geltentrommler“ unterwegs, weißgekleidete Männer mit mehlgeweißten Gesichtern, die mit Kochlöffeln auf einen umgekehrten Holzzuber trommeln und lautstark den Beginn der Fasnet verkünden. Im Rheinland ist der Donnerstag als „Weiberfastnacht“ bekannt, weil an ihm das Frauenrecht gilt.
Schmotziger Donnerstag: Geltentrommler in Waldshut, Foto: Ralf Siegele, www.ralfsiegele.de
Montag als Haupttag
Der Freitag als Todestag Christi, der Samstag und auch der Sonntag als Tag des Herrn sind keine traditionellen Fastnachtstage, obwohl inzwischen der Sonntag ebenfalls für die Straßenfastnacht genutzt wird. Ein Haupttag der Narretei ist erst wieder der Montag, im Rheinland „Rosenmontag“ und im schwäbisch-alemannischen Gebiet „Fasnetmentig“ genannt. Während sich in Köln, Mainz, Düsseldorf, Aachen und vielen anderen rheinischen Städten die großen Rosenmontagszüge durch die Straßen bewegen, finden in Südwestdeutschland die Maskenumzüge statt, auch „Narrensprünge“ genannt – der wohl bekannteste davon in Rottweil, der um 8 Uhr am Schwarzen Tor beginnt.
Fastnachtsmontag: Narrensprung in Rottweil, Foto: Ralf Siegele, www.ralfsiegele.de
Ausklang am Dienstag
Am Fastnachtsdienstag, im Rheinland „Veilchendienstag“ genannt, flacht das Geschehen in den Hochburgen des Karnevals ab, während im Südwesten nochmals reges Treiben herrscht und viele Umzüge stattfinden. Einen letzten, allerdings melancholischen Höhepunkt erreicht der Dienstag, wenn die Nacht hereinbricht und unweigerlich der Aschermittwoch näher rückt. Dann wird in vielen Orten die Fastnacht in Gestalt einer Symbolfigur verbrannt, ertränkt oder begraben. Dazu oder daneben gibt es im Rheinland wie im Süden eine Fülle nächtlicher Trauerrituale. In Köln bildet den Abgesang die Verbrennung des „Nubbel“, einer Puppe als Personifikation der tollen Tage. Und 500 km weiter südlich, in Bad Säckingen am Hochrhein zum Beispiel, ziehen klagend die „Hüüler“ (Heuler) mit ihren Fackeln umher und suchen in allen Ecken vergeblich die verschwundene Fastnacht. Aber nach der Fastnacht ist auch schon wieder vor der Fastnacht, denn die Narren trösten sich damit, dass es ab Fastnachtsdienstag 24.00 Uhr bereits wieder ein kleines bisschen „dagege goht“, also auf die nächste Fastnacht zu.
Fastnachtsdienstagabend: Hüüler in Bad Säckingen, Foto: Gerhard Rohrer
Ausklang am Dienstag
Am Fastnachtsdienstag, im Rheinland „Veilchendienstag“ genannt, flacht das Geschehen in den Hochburgen des Karnevals ab, während im Südwesten nochmals reges Treiben herrscht und viele Umzüge stattfinden. Einen letzten, allerdings melancholischen Höhepunkt erreicht der Dienstag, wenn die Nacht hereinbricht und unweigerlich der Aschermittwoch näher rückt. Dann wird in vielen Orten die Fastnacht in Gestalt einer Symbolfigur verbrannt, ertränkt oder begraben. Dazu oder daneben gibt es im Rheinland wie im Süden eine Fülle nächtlicher Trauerrituale. In Köln bildet den Abgesang die Verbrennung des „Nubbel“, einer Puppe als Personifikation der tollen Tage. Und 500 km weiter südlich, in Bad Säckingen am Hochrhein zum Beispiel, ziehen klagend die „Hüüler“ (Heuler) mit ihren Fackeln umher und suchen in allen Ecken vergeblich die verschwundene Fastnacht. Aber nach der Fastnacht ist auch schon wieder vor der Fastnacht, denn die Narren trösten sich damit, dass es ab Fastnachtsdienstag 24.00 Uhr bereits wieder ein kleines bisschen „dagege goht“, also auf die nächste Fastnacht zu.
Fastnachtsdienstagabend: Hüüler in Bad Säckingen, Foto: Gerhard Rohrer
Jammer am Aschermittwoch
Obwohl mit dem Aschermittwoch offiziell die Fastenzeit beginnt, was in der katholischen Kirche durch den Vergänglichkeitsritus des Aschenkreuzes sinnfällig unterstrichen wird, geben nicht wenige Aktive selbst an diesem Tag ihrem Abschied von der Fasnet noch eine gesellige Form. In Süddeutschland trifft man sich am Aschermittwochabend vielerorts zum gemeinsamen Schnecken- oder Fischessen. Und in manchen Narrenhochburgen wird auch noch als komischer Nachklang der närrischen Tage die „Geldbeutelwäsche“ praktiziert. Einer der Orte, die hier eine besonders pittoreske Tradition entwickelt haben, ist Wolfach im Kinzigtal. Dort tauchen die gewesenen Fastnachter in schwarzer Trauerkleidung und mit Zylinder unter lautem Jammern ihre leeren Geldbörsen in den Brunnen, um sie zu reinigen. Und sie setzen ihr Lamento an der Außenwand des örtlichen Finanzamts fort, die in Wolfach sinnigerweise „Klagemauer“ heißt. Wer von den Herren dabei nicht ernst bleibt, sondern lacht, muss anschließend eine Runde bezahlen.
Aschermittwoch: Geldbeutelwäsche in Wolfach, Foto: Ralf Siegele, www.ralfsiegele.de
Jammer am Aschermittwoch
Obwohl mit dem Aschermittwoch offiziell die Fastenzeit beginnt, was in der katholischen Kirche durch den Vergänglichkeitsritus des Aschenkreuzes sinnfällig unterstrichen wird, geben nicht wenige Aktive selbst an diesem Tag ihrem Abschied von der Fasnet noch eine gesellige Form. In Süddeutschland trifft man sich am Aschermittwochabend vielerorts zum gemeinsamen Schnecken- oder Fischessen. Und in manchen Narrenhochburgen wird auch noch als komischer Nachklang der närrischen Tage die „Geldbeutelwäsche“ praktiziert. Einer der Orte, die hier eine besonders pittoreske Tradition entwickelt haben, ist Wolfach im Kinzigtal. Dort tauchen die gewesenen Fastnachter in schwarzer Trauerkleidung und mit Zylinder unter lautem Jammern ihre leeren Geldbörsen in den Brunnen, um sie zu reinigen. Und sie setzen ihr Lamento an der Außenwand des örtlichen Finanzamts fort, die in Wolfach sinnigerweise „Klagemauer“ heißt. Wer von den Herren dabei nicht ernst bleibt, sondern lacht, muss anschließend eine Runde bezahlen.
Aschermittwoch: Geldbeutelwäsche in Wolfach, Foto: Ralf Siegele, www.ralfsiegele.de
Veranschaulichte Fastenzeit
Sechs Wochen Fasten sind eine lange Zeit. Das gab den gläubigen Menschen über Generationen hinweg immer wieder Anlass, die Dauer der Fastenzeit zu visualisieren. Der gelehrte Graf Wilhelm Werner von Zimmern tat dies um 1560 in einem von ihm selbst illustrierten privaten Erbauungsbuch. Dort stellte er die Fastenzeit, links unten beginnend, als breitbandiges Oval dar, das jeden einzelnen Fasttag verzeichnete und in dem die Sonntage jeweils als Medaillons hervorhoben waren: Oben, auf dem Scheitelpunkt, beispielsweise der Sonntag Laetare, auch Rosensonntag genannt, weil an ihm der Papst stets einer verdienten Persönlichkeit eine goldene Rose überreichte. Rechts unten dann der Palmsonntag mit dem Bild des Einzugs Christi in Jerusalem, und schließlich ganz unten in einem Rundbogen der Ostersonntag mit dem auferstehenden Christus. So konnte man sich die Stationen der Fastenzeit mit entsprechendem Wissenshintergrund besser vorstellen.
Wilhelm Werner von Zimmern: Schema der Fastenzeit, eigenhändige kolorierte Zeichnung im privaten Erbauungsbuch des Grafen, um 1560, Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. Don, A III 54, fol. 231 v.
Jede Woche ein Fuß weniger
Ein sehr einfaches und in Katalonien immer noch weit verbreitetes Fastenschema für Kinder ist die „Vella de Cuaresma“. Dabei handelt es sich um eine Personifikation der Fastenzeit als Frau mit sieben Füßen. Vor jedem Fastenwochenende darf man ihr einen Fuß abschneiden, und wenn sie gänzlich amputiert ist, wird es Ostern. Die hier gezeigte Darstellung der „Vella de Cuaresma“ in katalanischer Tracht stammt aus dem 18. Jahrhundert. In zahlreichen modernen Varianten aber kann man sie bis heute aus dem Internet herunterladen, oft mit einer ganzen Kollektion von Schuhen an ihren sieben Füßen. Als bunte Pappfigur, die wöchentlich einen Fuß verliert, darf sie ab Aschermittwoch in keinem katalanischen Kindergarten und in keiner Elementarschule fehlen.
Vella de Cuaresma mit sieben Füßen, Katalonien, 18. Jh.
Jede Woche ein Fuß weniger
Ein sehr einfaches und in Katalonien immer noch weit verbreitetes Fastenschema für Kinder ist die „Vella de Cuaresma“. Dabei handelt es sich um eine Personifikation der Fastenzeit als Frau mit sieben Füßen. Vor jedem Fastenwochenende darf man ihr einen Fuß abschneiden, und wenn sie gänzlich amputiert ist, wird es Ostern. Die hier gezeigte Darstellung der „Vella de Cuaresma“ in katalanischer Tracht stammt aus dem 18. Jahrhundert. In zahlreichen modernen Varianten aber kann man sie bis heute aus dem Internet herunterladen, oft mit einer ganzen Kollektion von Schuhen an ihren sieben Füßen. Als bunte Pappfigur, die wöchentlich einen Fuß verliert, darf sie ab Aschermittwoch in keinem katalanischen Kindergarten und in keiner Elementarschule fehlen.
Vella de Cuaresma mit sieben Füßen, Katalonien, 18. Jh.
Fastnachtsvorläufer Martini (11.11.)
Richtet man den Blick noch auf fastnächtliche Termine außerhalb der eigentlichen Fastnacht, so ist der erste Vorbote der närrischen Zeit des jeweils kommenden Jahres der Martinstag, der 11. November. Weil Martini einst die letzte Gelegenheit üppigen Feierns vor der früher üblichen Weihnachtsfastenzeit war, hatte auch dieser Termin die Funktion eines „Fastelovends“, eines Fastenvorabends also. Martini als Karnevalsauftakt ist vor allem im Rheinland verbreitet, wo auch die Martinsverehrung eine intensive Tradition hat. Ein Holzstich vom Martinstag in Düsseldorf aus dem 19. Jahrhundert zeigt, wie sich dort am Martini-Abend Kinder mit Martinslaternen und erste Maskenträger mischten. Heute ist der 11. 11. ein exzessiver karnevalesker Feiertermin, an dem sich morgens pünktlich um 11.11 Uhr tausende von Jecken treffen. Der süddeutsche Raum kennt den 11. 11. als Fastnachtsbeginn weniger, obwohl auch hier in einer Handschrift aus dem Kloster Schussenried schon in der Barockzeit der Martinstag als „Adventsfastnacht“ bezeichnet wurde.
Martinstag (11. 11.): Martinsfest in Düsseldorf, Holzstich aus Otto von Reinsberg-Düringsfeld: Das festliche Jahr, Leipzig / Barsdorf 1898
Auftakt an Dreikönig (6. 1.)
In Südwestdeutschland gilt als Beginn der Fastnachtszeit das Dreikönigsfest am 6. Januar. An diesem Tag gehen in vielen Narrenorten des schwäbisch-alemannischen Raums die sogenannten „Abstauber“ von Haus zu Haus und befreien in den Wohnstuben die Larven und Narrenhäser (= Maskengewänder), die das Jahr über in Schränken und Truhen liegen, symbolisch vom Staub der vergangenen Monate. Dabei kann es durchaus sein, dass sie im einen oder anderen Haus noch den Sternsingern begegnen.
Dreikönig (6. 1.): Abstauber in Dietingen bei Rottweil, 2018, Foto: Schwarwälder Bote
Auftakt an Dreikönig (6. 1.)
In Südwestdeutschland gilt als Beginn der Fastnachtszeit das Dreikönigsfest am 6. Januar. An diesem Tag gehen in vielen Narrenorten des schwäbisch-alemannischen Raums die sogenannten „Abstauber“ von Haus zu Haus und befreien in den Wohnstuben die Larven und Narrenhäser (= Maskengewänder), die das Jahr über in Schränken und Truhen liegen, symbolisch vom Staub der vergangenen Monate. Dabei kann es durchaus sein, dass sie im einen oder anderen Haus noch den Sternsingern begegnen.
Dreikönig (6. 1.): Abstauber in Dietingen bei Rottweil, 2018, Foto: Schwarwälder Bote
Der Bohnenkönig an Epiphanie
Der Gedenktag der heiligen drei Könige war und ist am Niederrhein ebenfalls als Fastnachtsauftakt üblich. In den Niederlanden wurde an diesem Tag, auch unter dem theologischen Namen „Epiphanie“ bekannt, das Fest des Bohnenkönigs gefeiert, das durch viele Gemälde besonders aus dem 17. Jahrhundert dokumentiert ist. Hier ein Beispiel des Antwerpener Malers Jacob Jordaens. Am 6. Januar buk man in einen Kuchen einen Bohnenkern ein, und wer diesen in seinem Kuchenstück fand, wurde als Zufallskönig mit einer Papierkrone gekrönt und gefeiert. Dem Bohnenkönig, der auch einen Hofnarren an die Seite gestellt bekam, mussten alle zuprosten mit der Formel „Der König trinkt“. In Frankreich ist es bis heute üblich, an Dreikönig die „Galette des rois“, den Königskuchen, zu essen, in den inzwischen eine kleine Tonfigur eingebacken ist, die aber immer noch den Namen „fève“ (Bohne) trägt. Wer sie in seinem Kuchenteil findet, wird ebenfalls symbolisch mit einer Papierkrone zum König gekürt.
Fest des Bohnenkönigs am 6. Januar, Gemälde von Jacob Jordaens (zwischen 1640 und 1645), Kunsthistorisches Museum Wien
Der Bohnenkönig an Epiphanie
Der Gedenktag der heiligen drei Könige war und ist am Niederrhein ebenfalls als Fastnachtsauftakt üblich. In den Niederlanden wurde an diesem Tag, auch unter dem theologischen Namen „Epiphanie“ bekannt, das Fest des Bohnenkönigs gefeiert, das durch viele Gemälde besonders aus dem 17. Jahrhundert dokumentiert ist. Hier ein Beispiel des Antwerpener Malers Jacob Jordaens. Am 6. Januar buk man in einen Kuchen einen Bohnenkern ein, und wer diesen in seinem Kuchenstück fand, wurde als Zufallskönig mit einer Papierkrone gekrönt und gefeiert. Dem Bohnenkönig, der auch einen Hofnarren an die Seite gestellt bekam, mussten alle zuprosten mit der Formel „Der König trinkt“. In Frankreich ist es bis heute üblich, an Dreikönig die „Galette des rois“, den Königskuchen, zu essen, in den inzwischen eine kleine Tonfigur eingebacken ist, die aber immer noch den Namen „fève“ (Bohne) trägt. Wer sie in seinem Kuchenteil findet, wird ebenfalls symbolisch mit einer Papierkrone zum König gekürt.
Fest des Bohnenkönigs am 6. Januar, Gemälde von Jacob Jordaens (zwischen 1640 und 1645), Kunsthistorisches Museum Wien
Närrisches an Mariae Lichtmess (02.02.)
Eine gewisse fastnächtliche Tradition hat auch der Termin „Mariae Lichtmess“ am 2. Februar, nicht zuletzt in Südeuropa, beispielsweise in Spanien. Dieser Tag beschließt, theologisch gesehen, die Weihnachtszeit endgültig. In den katholischen Kirchen werden am 2. Februar die Weihnachtskrippen abgebaut. Unter fastnächtlichem Aspekt gilt es für den deutschsprachigen Raum noch eine Besonderheit zu erwähnen: Da nicht in allen reformierten Gebieten die Fastnachtstraditionen gänzlich erloschen, waren manche protestantischen Landesherren bestrebt, den Fastnachtstermin dann wenigstens auf einen Tag zu beschränken und ihn auf ein fixes Datum zu legen. Dass dafür ein katholischer Marienfeiertag, nämlich Lichtmess, gewählt wurde, war sicher kein Zufall. Der wohl prominenteste auf Lichtmess verschobene Fastnachtsbrauch hat sich in Spergau bei Merseburg erhalten. Allerdings findet heute die „Spergemer Lichtmess“ mit ihren vielen originellen Figuren wie etwa den Erbsbären nicht mehr am 02.02. selbst statt, sondern am jeweils nächstliegenden Sonntag.
Erbsbären bei der Lichtmess in Spergau, Foto: Ulrich Kneise mit freundlicher Erlaubnis des Mitteldeutschen Verlages Halle/Saale
Fastnacht jenseits des Aschermittwochs
Eine terminliche Besonderheit ist auch noch die sogenannte „Alte Fasnet“ oder „Buurefasnet“ (Bauernfastnacht), die am Wochenende bzw. am Montag nach Aschermittwoch beginnt. Sie wird am Hochrhein und in Teilen des Markgräflerlandes gefeiert. Ihre Hochburg ist Basel. Der verspätete Termin hat seinen Grund nicht, wie oft fälschlich behauptet, in irgendeiner Kalenderreform, sondern er beruht nur auf einer älteren Berechnung der Fastenzeit: Während man ursprünglich auch die Sonntage als Fasttage zählte, sind später fast überall die Sonntage vom Fasten ausgenommen worden, weshalb der Aschermittwoch heute nicht 40 Tage, sondern 46 Tage vor dem Osterfest liegt. Wo aber die alte Berechnung unter Einschluss der Sonntage als Fasttage beibehalten wurde, eben etwa im Raum Basel oder auch im Bistum Mailand, liegt der Beginn der Fastenzeit eine knappe Woche näher an Ostern und damit hinter dem heutigen Aschermittwoch – daher der Begriff „Alte Fasnet“. Die nochmals ganz anders gelagerte Erklärung dafür, warum ausgerechnet Basel als reformierte Stadt heute so eine große Fastnacht feiert, würde hier zu weit führen.
Montag nach Aschermittwoch: Basler Fastnacht, Foto: Ralf Siegele
Fastnacht jenseits des Aschermittwochs
Eine terminliche Besonderheit ist auch noch die sogenannte „Alte Fasnet“ oder „Buurefasnet“ (Bauernfastnacht), die am Wochenende bzw. am Montag nach Aschermittwoch beginnt. Sie wird am Hochrhein und in Teilen des Markgräflerlandes gefeiert. Ihre Hochburg ist Basel. Der verspätete Termin hat seinen Grund nicht, wie oft fälschlich behauptet, in irgendeiner Kalenderreform, sondern er beruht nur auf einer älteren Berechnung der Fastenzeit: Während man ursprünglich auch die Sonntage als Fasttage zählte, sind später fast überall die Sonntage vom Fasten ausgenommen worden, weshalb der Aschermittwoch heute nicht 40 Tage, sondern 46 Tage vor dem Osterfest liegt. Wo aber die alte Berechnung unter Einschluss der Sonntage als Fasttage beibehalten wurde, eben etwa im Raum Basel oder auch im Bistum Mailand, liegt der Beginn der Fastenzeit eine knappe Woche näher an Ostern und damit hinter dem heutigen Aschermittwoch – daher der Begriff „Alte Fasnet“. Die nochmals ganz anders gelagerte Erklärung dafür, warum ausgerechnet Basel als reformierte Stadt heute so eine große Fastnacht feiert, würde hier zu weit führen.
Montag nach Aschermittwoch: Basler Fastnacht, Foto: Ralf Siegele
Fastnacht mitten in der Fastenzeit
Der allerspäteste Termin, der für Fastnacht genutzt wird, ist der Sonntag Laetare, der vierte Fastensonntag, der zugleich die Mitte der Fastenzeit markiert. Dass man an diesem Tag schon etwas von der Vorfreude auf Ostern zeigen durfte, besagt bereits sein liturgischer Name „Laetare – Freue dich“. In vielen Regionen Europas wird die Halbzeit des Fastens (niederländisch „halfvasten“, französisch „mi-carême“, italienisch „mezzaquaresima“) mit fröhlichen Bräuchen begangen: In Mittelitalien zum Beispiel durch das Auseinandersägen einer hexenähnlichen Symbolfigur der Fastenzeit in zwei Hälften („segar la vecchia“). In Teilen des französischen Sprachraums aber wurde es sogar üblich, an Mittfasten regelrecht Karneval zu feiern. Der bis heute größte „carnaval du mi-carême“ hat sich in der Wallonie im ostbelgischen Stavelot erhalten. Dort gehört der Tag den „blanc moussis“, die mit ihren weißen Kapuzenhemden, ihren langnasigen Masken und den Schweinsblasen ein wenig an die „Hemdglonker“ im deutschen Südwesten erinnern. Nach Laetare ist die Zeitspanne für traditionelle Fastnachten endgültig vorbei.
Sonntag Laetare: Blanc Moussis in Stavelot, Foto: Ralf Siegele www.ralfsiegele.de
Fastnacht mitten in der Fastenzeit
Der allerspäteste Termin, der für Fastnacht genutzt wird, ist der Sonntag Laetare, der vierte Fastensonntag, der zugleich die Mitte der Fastenzeit markiert. Dass man an diesem Tag schon etwas von der Vorfreude auf Ostern zeigen durfte, besagt bereits sein liturgischer Name „Laetare – Freue dich“. In vielen Regionen Europas wird die Halbzeit des Fastens (niederländisch „halfvasten“, französisch „mi-carême“, italienisch „mezzaquaresima“) mit fröhlichen Bräuchen begangen: In Mittelitalien zum Beispiel durch das Auseinandersägen einer hexenähnlichen Symbolfigur der Fastenzeit in zwei Hälften („segar la vecchia“). In Teilen des französischen Sprachraums aber wurde es sogar üblich, an Mittfasten regelrecht Karneval zu feiern. Der bis heute größte „carnaval du mi-carême“ hat sich in der Wallonie im ostbelgischen Stavelot erhalten. Dort gehört der Tag den „blanc moussis“, die mit ihren weißen Kapuzenhemden, ihren langnasigen Masken und den Schweinsblasen ein wenig an die „Hemdglonker“ im deutschen Südwesten erinnern. Nach Laetare ist die Zeitspanne für traditionelle Fastnachten endgültig vorbei.
Sonntag Laetare: Blanc Moussis in Stavelot, Foto: Ralf Siegele www.ralfsiegele.de